Pulp: Britpop mit Tiefgang und Ironie

Dennis Gerke
Dennis Gerke

Pulp ist eine der prägendsten Bands der Britpop-Ära und zeichnet sich durch ihren unverkennbaren Mix aus Indie-Rock, Disco-Einflüssen und scharfer Gesellschaftssatire aus. Gegründet wurde die Band 1978 in Sheffield von Sänger und Songwriter Jarvis Cocker. Während die frühen Jahre von experimentellen Klängen und begrenztem Erfolg geprägt waren, gelang der Durchbruch erst in den 1990er-Jahren mit Alben wie His ‘n’ Hers (1994) und dem britpop-definierenden Klassiker Different Class (1995). Neben Cocker als charismatischem Frontmann gehörten in der Hochphase Mitglieder wie Candida Doyle (Keyboard), Mark Webber (Gitarre), Steve Mackey (Bass) und Nick Banks (Schlagzeug) zur Besetzung.

Gesellschaftssatire und persönliche Geschichten

Pulp unterscheidet sich von anderen Britpop-Bands durch ihre Fähigkeit, gesellschaftliche Themen mit einer Mischung aus Ironie und Authentizität zu beleuchten. Jarvis Cocker schreibt Texte, die sowohl die Freuden als auch die Abgründe des Alltagslebens schildern. Songs wie „Common People“ – eine Hymne über soziale Ungleichheit und die romantisierte Vorstellung vom Leben der Arbeiterklasse – und „Disco 2000“, eine bittersüße Geschichte über verpasste Chancen, sind Paradebeispiele für Cockers scharfe Beobachtungsgabe und poetische Ausdrucksweise. Diese Texte, gepaart mit eingängigen Melodien, machten Pulp zu einer Stimme der britischen Mittelschicht und zu einer Band, mit der sich viele identifizieren konnten.

Klang: Zwischen Glamour und Melancholie

Musikalisch bewegt sich Pulp zwischen eingängigen, tanzbaren Beats und melancholischen Balladen. His ‘n’ Hers markierte 1994 den ersten großen Erfolg der Band und vereinte Synth-Pop-Einflüsse mit Cockers einzigartigem Gesangsstil. Das folgende Album Different Class wurde zum Meisterwerk, das den Glamour des Disco-Sounds mit der kantigen Energie des Indie-Rock verband. Besonders bemerkenswert ist der Song „Common People“, der nicht nur ein Ohrwurm ist, sondern auch ein sozialkritisches Statement darstellt. Auch spätere Alben wie This Is Hardcore (1998) zeigten eine dunklere, introspektivere Seite der Band, während sie weiterhin mit üppigen Arrangements und Cockers charismatischer Präsenz überzeugten.

Erfolg, Pause und Wiedervereinigung

Nach dem Höhepunkt des Britpop-Booms wurde es ruhiger um Pulp. Mit We Love Life (2001) verabschiedete sich die Band zunächst von der Bildfläche. Jarvis Cocker widmete sich Soloprojekten und kuratierte unter anderem eine Meltdown Festival-Ausgabe. Im Jahr 2011 kehrte Pulp für eine Reihe von Reunion-Konzerten zurück, was Fans weltweit begeisterte. Die Band zeigte, dass ihre Musik auch Jahrzehnte später nichts von ihrer Kraft und Relevanz verloren hatte.

Einfluss und Vermächtnis

Pulp haben mit ihrer Musik nicht nur die Britpop-Ära entscheidend geprägt, sondern auch gezeigt, dass Popmusik gleichermaßen unterhaltsam und intelligent sein kann. Jarvis Cockers Bühnenpräsenz und seine ironisch-charmanten Texte machten die Band zu Ikonen einer Generation. Auch heute noch wird ihre Musik als zeitlos geschätzt, und Songs wie „Common People“ oder „Babies“ gelten als Meilensteine der britischen Popgeschichte.

Pulp bleibt ein Symbol für die Verbindung von cleverer Lyrik, innovativen Sounds und gesellschaftlicher Relevanz – eine Band, die sowohl für Nostalgiker:innen als auch für Neuentdecker:innen immer wieder faszinierend ist.

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