Balancing Act – Mit „Tightropes and Limericks“ auf dem Drahtseil des Indie-Rocks
In einer Musikwelt, in der Authentizität immer seltener wird, gelingt es der britischen Band Balancing Act (seit 2022), genau damit herauszustechen. Mit ihrer zweiten EP "Tightropes and Limericks" liefern die vier Musiker nicht nur ein musikalisches Statement ab, sondern auch ein Versprechen: Hier passiert etwas Echtes, etwas Bleibendes. Produziert wurde das ganze von Richard Woodcraft. Die Band Live erleben - ein MUSS!
Mehr zur Band: https://balancingactband.co.uk
Ein Vinyl-Debüt mit Tiefe und Timing
"Tightropes and Limericks" ist mehr als nur eine EP – es ist ein überraschend reifes Werk, das zeigt, dass Balancing Act ihre künstlerische Stimme schon früh gefunden haben. Zwischen kunstvoll verschachtelten Gitarrenriffs, feinsinnigem Storytelling und einem energetisch-analogen Sound liegt eine Mischung, die sowohl Indie-Liebhaber als auch Rock-Enthusiasten begeistert.
Schon der Opener zieht einen mit einer Kombination aus treibender Rhythmussektion und melancholisch-klarem Gesang in seinen Bann. Jeder Track der EP fühlt sich durchdacht an – lyrisch verspielt wie ein Limerick, aber mit der emotionalen Balance eines Akrobaten auf dem Drahtseil. Der Name der EP ist also nicht nur clever, sondern auch programmatisch.
Vinyl-Edition: Mehr als nur Nostalgie
Für echte Musikliebhaber ist die Vinyl-Ausgabe von "Tightropes and Limericks" ein Highlight. Auf 180g gepresst, bietet sie nicht nur haptischen Genuss, sondern auch eine Klangtiefe, die die digitalen Versionen weit hinter sich lässt. Die warme Produktion entfaltet sich auf dem Plattenteller besonders eindrucksvoll – jedes Knacken, jeder Übergang zwischen den Songs wirkt bewusst und lebendig. Das Artwork unterstreicht das Gesamtbild: reduziert, aber voller Bedeutung.
Kai Jon Roberts – Mehr als ein Frontmann
Was jedoch Balancing Act wirklich ausmacht, ist die Bühnenpräsenz von Leadsänger Kai Jon Roberts. Wer die Band live erlebt hat, weiß: Roberts ist kein klassischer "Performer", sondern ein Verkörperer der Musik. Er lebt jede Silbe, jeden Akkord – mit einer intensiven Körpersprache, die nie aufgesetzt wirkt. Statt Rockstar-Allüren gibt es bei ihm eine magnetische Verbindung zum Publikum. Mal ruhig und fast zerbrechlich, dann wieder explosiv und angriffslustig – seine Wandelbarkeit und emotionale Authentizität prägen jeden Auftritt nachhaltig.
Seine Stimme – irgendwo zwischen samtig und rau – trägt die Songs nicht nur, sie erzählt sie. Und das mit einer Ausdruckskraft, die an die großen britischen Indie-Frontmänner erinnert, ohne je wie ein Abklatsch zu wirken.
Ein Balanceakt mit Zukunft
Mit "Tightropes and Limericks" gelingt Balancing Act ein bemerkenswerter zweiter Einstieg in die Indie-Szene. Die EP überzeugt musikalisch, konzeptuell und visuell – sowohl im Stream als auch auf Vinyl. Doch was die Band wirklich besonders macht, ist die ehrliche Leidenschaft, mit der sie ihre Kunst lebt.
Wenn dies das erste Kapitel ihrer Geschichte ist, dann kann man sich auf die Fortsetzung – oder eben auf das erste Album nur freuen. Denn Balancing Act balancieren nicht – sie beherrschen das Seil.
EP-Rezension:
"Tightropes and Limericks" – Song für Song
Die EP "Tightropes and Limericks" der britischen Indie-Rock-Band Balancing Act ist eine klangliche Gratwanderung zwischen feinsinniger Lyrik, dynamischem Sounddesign und charismatischer Bühnenenergie. Jeder Track zeigt eine neue Facette der Band – und insbesondere ihres Frontmanns Kai Jon Roberts, dessen stimmliche Präsenz der EP emotionale Tiefe verleiht.
1. "She Plays The Theremin"
Die EP eröffnet mit „She Plays The Theremin“ – einem Song, der seine Zuhörer nicht nur begrüßt, sondern förmlich in die Klangwelt von Balancing Act hineinzieht. Verträumte Gitarren treffen auf einen rhythmischen Puls, der sowohl Spannung als auch Aufbruch signalisiert. Kai Jon Roberts trägt den Song mit einer fast filmischen Erzählweise. Seine Stimme schwebt zwischen Unsicherheit und Entschlossenheit – genau wie ein Drahtseiltänzer zwischen zwei Hochhäusern. Ein perfekter Auftakt, der sowohl musikalisch als auch textlich das zentrale Motiv der EP einleitet: Balance.
2. "Laylow"
Track zwei ist eine kleine Indie-Hymne mit poetischem Kern. „Laylow“ wirkt zunächst leichtfüßig, fast verspielt – doch wer genauer hinhört, entdeckt bittersüße Untertöne. Die Lyrics sind raffiniert und voller feiner Wortspiele, ohne je verkopft zu wirken. Die Melodieführung bleibt im Ohr, die Gitarrenarbeit ist verspielt, aber präzise. Roberts zeigt hier seine gesangliche Vielseitigkeit – von flüsternden Strophen bis hin zu einem hymnischen Refrain, der live garantiert für Gänsehaut sorgt.
3. "Under The Table"
Der ruhigste Moment der EP – und gleichzeitig einer der intensivsten. "Under The Table" ist ein atmosphärischer Slow-Burner, der sich langsam entfaltet. Piano-Elemente und schwebende Gitarrenflächen sorgen für eine intime Klanglandschaft. Roberts und Kollegen brillieren mit zurückhaltender, fast zerbrechlicher Stimmführung und erst ruhigen Giterren, die später loskrachen, als seien sie ungehalten und ungestüm. Sie finden immer die Balance in ihrer Band. Besonders live scheint dieser Song ein Moment kollektiver Stille zu sein – jener seltenen, ehrlichen Stille zwischen Band und Publikum. Emotionaler Tiefgang auf höchstem Niveau.
4. "Ballad Of A Lonely Man"
Ein echtes Highlight. „Ballad Of A Lonely Man“ ist sowohl musikalisch als auch textlich ein roter Faden der EP. Die Energie ist greifbar, der Groove treibend. In den Refrains öffnet sich der Song mit voller Kraft, fast wie ein Befreiungsschlag. Roberts’ Stimme trägt sowohl die innere Zerrissenheit als auch das Selbstbewusstsein, das nötig ist, um sich auf dem „Drahtseil“ des Lebens zu behaupten. Eine Indie-Rock-Perle mit Stadionpotenzial.
5. "AWOL"
Ein kraftvolles Finale, das die EP mit einem Gefühl von Bewegung und Hoffnung abschließt. „AWOL“ ist der dynamischste Track der EP – rhythmisch komplex, mit einem treibenden Beat, der fast tanzbar ist. Die Band spielt hier auf höchstem Niveau, das Zusammenspiel wirkt tight und mutig. Roberts liefert eine seiner besten Gesangsleistungen ab: emotional aufgeladen, aber kontrolliert, voller Dringlichkeit, ohne jemals ins Dramatische zu kippen. Der Song hinterlässt ein Gefühl von Aufbruch – und macht Lust auf mehr. Roberts sagt in einem Interview „AWOL“ sei der persönliche Favorit der Band. Der Song wurde über jemanden geschrieben, den er verloren habe und ihm nahe stand.
Fazit:
"Tightropes and Limericks" ist eine bemerkenswerte zweite EP, die musikalisch überzeugt, lyrisch herausfordert und emotional berührt. Jeder Track steht für sich – und doch ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild, das Balancing Act als Band mit klarer Identität zeigt. Besonders hervorzuheben bleibt dabei die charismatische Performance von Kai Jon Roberts, der mit seiner Stimme und Bühnenpräsenz den Songs Seele verleiht.
Ein beeindruckender erster/zweiter Schritt auf einem Weg, der garantiert nicht lange unbemerkt bleiben wird.
Ich selbst durfte die Band live als Vorband erleben. Zusammen mit der Band „Somebodys Child“ waren Sie zu Gast in Hannover. Für mich blieb dieses Live-Erlebnis definitiv in Erinnerung.
Die Bilder zeigen meine persönliche Vinyl-Version der EP, mit Unterschriften der 4 festen Bandmitglieder:
Kai Jon Roberts (vocals), Jackson Couzens (guitar), Patrick Hanbury (drums) and David Carpenter (bass).
Zusätlich finden wir die Unterschrift von Live-Keyboarder (leider ohne Namen).