Young Rebel Set (YRS) sind zurück - Konzertbericht und "SUN" EP Rezension
Young Rebel Set in Hannover – Ein Neubeginn mit Herz und Hingabe
Zehn Jahre mussten die Fans warten, bis Young Rebel Set wieder in Hannover auf der Bühne standen. Am gestrigen Abend (25.09.2025) war es endlich soweit – und es fühlte sich an wie ein lange ersehntes Wiedersehen alter Freunde, das dennoch voller neuer Energie steckte. Anlass war die aktuelle EP „SUN“, mit der die britische Indie-Rock-Band ihren Neustart markiert.
Die Vorfreude im Publikum war greifbar. Viele Besucherinnen und Besucher teilten wohl die gleiche Mischung aus Euphorie und leiser Unsicherheit: Wie würde die Band ohne ihren charismatischen Frontmann Matthew Chipchase live klingen, der 2019 so tragisch verstarb?
Doch schon nach den ersten Takten war klar: Der neue Leadsänger Tom Blackwell ist kein Ersatz, sondern ein gelungener Neuanfang. Mit rauchiger, warmherziger Stimme und einer beeindruckenden Bühnenpräsenz führte er die Band souverän durch alte Hymnen und neue Stücke.
Die Fans dankten es mit lautstarkem Mitsingen – nahezu jeder Text wurde mitgetragen, meist tanzend, aber auch mal andächtig („Bagatelle“). Zwischen ausgelassener Euphorie und stiller Rührung schien sich der Saal im Gleichklang zu bewegen. Besonders bewegend war für mich viele Momente, als die Band ihre Klassiker spielten, alles spürbar im Andenken an Matty. Viele Augen, Ohren und Herzen blieben dabei, die Band aus Stockton On Tees (UK) wieder live zu erleben.
Musikalisch präsentierten sich Young Rebel Set so tight wie eh und je: druckvolle Gitarren, treibende Drums und jene melancholische Melodieführung, die ihren Sound unverwechselbar macht. Die neuen Songs von „SUN“ fügten sich nahtlos ein – frischer, etwas reifer vielleicht, aber eindeutig „Young Rebel Set“.
Am Ende gab es tosenden Applaus und Partystimmung pur zum Song „Measure Of A Man“. Der Applaus stand nicht nur für ein starkes Konzert, sondern auch für die Gewissheit, dass diese phänomenale Band weiterhin lebt. Das Publikum hat Tom Blackwell angenommen – und bleibt der Band treu.
Im Gespräch mit den Bandmitgliedern nach dem Konzert blieb eins zu 100 % hängen – die Jungs sind seit Schulzeiten Freunde durch und durch. Das schweißt zusammen und darf als Sinnbild für gelungene Projekte und Bands sein – Haltet zusammen auch in schweren Zeiten, dann ist euch der Erfolg gewiss, würden sie uns wohl mitteilen.
"SUN" EP Rezension:
Young Rebel Set – SUN (EP, 05.09.2025)
Label: Grand Hotel van Cleef / The Orchard (Black Vinyl)
Und im self-release:
Limited Edition „Translucent Green“ (250 Stk.), „Pink“ or „Blue Sky“ (500 Stk.)
Mit SUN melden sich Young Rebel Set eindrucksvoll zurück – und zwar ohne sich in Nostalgie zu verlieren. Die fünf Songs klingen nach Aufbruch und Würdigung zugleich: ein leiser Gruß an den verstorbenen Matthew Chipchase (siesen finden wir sogar auf der Runout-Matrix der limitierten Platten), aber vor allem ein Blick nach vorn.
Sound & Atmosphäre
Die Produktion wirkt klar und warm, fast so, als stünde man mitten im Proberaum. Jede Nuance sitzt – von der nah aufgenommenen Stimme bis zu den dezent gesetzten Gitarren. Besonders die neu in den Abbey Road Studios eingespielte Version von „Anchorage“ hebt den alten Liebling auf ein neues Level, ohne seinen Charakter zu verwischen. Denn auch hier finden wir die Seele von Matthew Chipchase wieder. Anchorage ist ein Song, der aus seiner Feder stammt und bereits in der Vergangenheit bei Live-Auftritten performt wurde. Jedoch kam es bis jetzt nie dazu, dass er auf einem Album war.
Gesang & Persönlichkeit
Tom Blackwell prägt die Songs mit einer Stimme, die rauchig und doch voller Empathie ist. Er kopiert Matty nicht – er eröffnet eine neue Perspektive. Genau das macht den Reiz aus: Young Rebel Set klingen vertraut und gleichzeitig frisch.
Songs & Inhalt
Neben „Anchorage“ und dessen geschmackvollem, „Club-Remix“ stechen vor allem „Into the Night“, „Eleanor, You“ und „Waiting“ hervor. „Into the Night“ trägt eine melancholische Grundstimmung, die trotzdem Hoffnung ausstrahlt. „Waiting“ zeigt sich roh und verletzlich – ein Song, der hängen bleibt.
Kleine Kritik
Manche Arrangements bleiben bewusst zurückhaltend. Wer große Klangexplosionen erwartet, könnte sich an manchen Stellen mehr Dynamik wünschen. Doch gerade diese Schlichtheit lenkt den Fokus auf Stimme, Text und Emotion.
Fazit
SUN ist kein bloßes Wiederaufwärmen, sondern ein selbstbewusster Neustart. Die EP hält die Erinnerung an Matty lebendig und öffnet gleichzeitig ein neues Kapitel. Für alle, die Young Rebel Set vermisst haben, ist das der perfekte Grund, wieder einzusteigen – und auf mehr zu hoffen.
Ich würde ein Album – auch mit den Klassiker-Songs mit Tom Blackwell als Sänger liebend gerne kaufen und meine Sammlung damit ergänzen.